Dienstag, April 22, 2014

Istanbul: bosporus and no future

die letzten tage waren eher ereignislos. wir trinken cay, gehen shoppen und schlafen.

wir haben rausgefunden, wie das hier mit dem müll funktioniert: man stellt die tüten abends an die straße und dann werden die abgeholt. mülleimer gibt es nicht. auch in der stadt finden sich keine mülleimer. das ist mental total stressig, weil wir darauf dressiert sind, den müll nicht auf die straße zu schmeißen. hier gibt es aber unzählige straßenfeger, die den müll aufsammeln. trotzdem gebe ich meinen müll olli, damit der ihn auf die straße schmeisst :) ich habe aber auch noch nie jemanden beobachtet, der eine getränkeflasche oder so auf den boden wirft. ich verstehe das alles nicht. ich sehe auch keine müllberge.
gestern haben wir es geschafft, die bosporus tour zu machen. eher durch zufall. wir wollten tünel fahren (eine minibahn mit einer haltestelle mit der man die große steigung von der einkaufsstraße in beyoglu zum bosporus überwinden kann, interessanterweise haben sie 42 (!!!!!) jahre an dieser bahn geplant, die dann in vier jahren gebaut wurde (42 jahre planung für das konzept oben rein, unten raus, bemerkenswert)) und kamen dann am bosporus an, dort gab es boote, die als öffentliche verkehrsmittel fungieren, wir sind eingestiegen und in kadiköy angekommen und dort war eine bosporus tour angeboten, für die wir zwar erst mal wieder mit dem schiff nach eminönu mussten, aber es war sehr entspannend. gegen mittag waren wir schon wieder total kaputt, obwohl wir ja erst um 12 aufgestanden sind.

 es war wunderbares wetter heute und auf den schiffen war es angenehm. als wir einstiegen, drückte uns gleich so ein alter typ frisch gepressten o-saft, süßigkeiten und cay in die hand. alles mit der attitüde: jetzt nehmt den scheiß endlich und macht nicht rum. wir mussten sehr lachen.
 am hafen waren unheimlich viele syrische flüchtlinge oder auch roma, die betteln sehr aggressiv. es sind so viele. teilweise sitzen die kindermit etwa 5 jahren allein auf der straße und betteln. es gibt ein ziemlich hoffnungsloses gefühl, dieses ganze elend zu sehen und jede lira, die man abgibt, ist nur ein tropfen auf den heißen stein. oder auch nciht, denn auch hier sind sie organisiert und einige betreiben das als geschäft. es ist einfach nicht einzuschätzen. ich frage mich, wie das alles weiter gehen soll. bei der bosporus tour fährt man an villen vorbei, die so riesig sind, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass das ein einfamilienhaus sein soll, sie sind fast alle nicht bewohnt, so dass ich davon ausgehe, dass das die sommerhäuser sind. weniger dekadent als im westen tatsächlich, aber die dimensionen sind unvorstellbar. während 
wir mit massen anderer leute durch die straßenlaufen und uns nicht einmal eines der abgerissenen baufälligen häuser hier leisten können und es wohl auch nie dahin bringen werden. diese diskrepanz ist entmutigend. der traum von einem haus ist ausgeträumt, bevor er überhaupt realistische züge annehmen konnte. wir sind kinder unserer zeit und in unserer zeit gibt es eigentum an wohnung nur noch für wenige, in diesem sinne: back to the 80´s: no future.

but what the hell, wir leben jetzt und haben uns und scheißen auf die sicherheit :)

1 Kommentar:

  1. Präzise und vollumfänglich Richtig. Die Texte lesen sich ausnahmslos gut und sind wie kleine Gärten - Teppiche auf denen man sich gern aufhält, verweilt und Revue passieren lässt was war.

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